Viele landwirtschaftliche Betriebe stehen auf mehreren
Füßen, oft liegt das Management für die Einkommensalternative in Frauenhand.
Die Landwirtschaftsämter von Reutlingen, Sigmaringen und Alb-Donau-Kreis bieten
ein Coaching für diese Frauen an, damit das zusätzliche Standbein nicht zur
Stolperfalle wird.
Die Atmosphäre ist konzentriert. „Wo wackelt es bei Eurem
Zeitmanagement?“ Die Frau, die diese Frage in den Raum stellt, ist ein echter
Profi in Sachen landwirtschaftlicher Beratung: Seit 18 Jahren ist Barbara
Kathrein in der Erwachsenenbildung tätig. Sie arbeitet in der Geschäftsführung
von Bäuerinnenorganisationen, unterrichtet Auszubildende und Meisterinnen der
ländlichen Hauswirtschaft und ist ehrenamtlich am Kriseninterventionstelefon
tätig. Sie moderiert Gruppen im Bereich der Ziel- und Konzeptarbeit und ist
lizenzierte Trainerin für die DISG-Typologisierung nach William Moulton
Marston. Die Liste ließe sich noch erweitern. Doch heute widmet sie sich ausschließlich
den acht Frauen aus den Landkreisen Reutlingen und Alb-Donau.
Diese Frauen haben ganz unterschiedliche Hintergründe. Eine
betreibt eine Käserei, eine andere bietet ihren Hof als Lernort für
Schulklassen an. Egal, ob Partyservice, Hofcafé oder Direktvermarktung, es sind
die selben Probleme, die die Bäuerinnen verbinden: Zeitmangel, zu hohe
Arbeitsbelastung, Strukturprobleme, Generationenkonflikte. Und oft stimmt das
Verhältnis zwischen Arbeitsaufwand und Einkommen schlichtweg nicht. Hinzu kommt
noch das Spannungsfeld zwischen Familie und Betrieb, in dem sich die Frauen
aufreiben. Hier sollen die Coaching-Seminare der Landwirtschaftsämter greifen
und die Aufgaben der Unternehmerinnen planbar machen. Es ist nicht immer
Barbara Kathrein, die das Coaching anleitet, doch sind es immer professionelle
Trainerinnen, die den Frauen helfen, ihre persönliche Lebens- und
Arbeitssituation zu beleuchten. Die Trainerinnen vermitteln Methoden die
helfen, die eigenen Gedanken und Ideen greifbar zu machen, um dann das
individuelle Ziel der Frauen zu identifizieren. Sie helfen den Teilnehmerinnen,
Ungleichgewichte zu identifizieren und Alternativlösungen aufzubauen. Anhand
von Beispielen und Übungen wird den Frauen gezeigt, wie sie ihre Ideen
konkretisieren und den Gedanken eine Struktur geben können.
„Also, wir haben oft nicht genug Zeit und Ruhe, um unsere
Arbeit durchziehen und vertiefen zu können. Was heißt das im Umkehrschluss?“
Barbara Kathrein ermuntert ihre Zuhörerinnen, das Problem auf den Punkt zu
bringen. Unternehmerin Andrea meldet sich zu Wort: „Wir müssen delegieren, denn
auch unser Tag hat nur 24 Stunden!“ Die Trainerin bringt Struktur in den
Gedankengang: „Was ist zu tun, wie viel Zeit brauche ich dafür, ist es machbar,
kann ich es selbst, muss ich delegieren?“ Die Gruppe vertieft sich in das Thema
und erörtert, wie die verschiedenen Tätigkeiten kategorisiert werden können:
Kategorie A bedeutet: sehr wichtig aber nicht vorhersehbar, nicht planbar,
sofort zu erledigen, nicht delegierbar. Bereich B heißt: planbar und wichtig,
also an Fachkräfte delegierbar. Bereich C ist das „Reich des Trubels“, also
alles, was schnell erledigt werden muss, für den Betrieb aber nicht die höchste
Wichtigkeitsstufe hat. Diese Tätigkeiten sind an Hilfskräfte delegierbar. Und alles,
was dann noch bleibt ist weder wichtig noch dringend und rutscht auf der
Prioritätenliste weit nach unten. Anschauliche Grafiken und Übungen helfen
dabei, das Erarbeitete besser zu verinnerlichen. „Aber vergesst Eure Familien
nicht, Effizienz alleine macht nicht glücklich“, ermahnt die Trainerin. Denn
das Familienleben ist zwar immens wichtig, aber oft nicht so dringend. „Das
wirklich wichtige muss man tun, bevor es dringend wird“, so das Credo der
Trainerin.
Ein weiteres Thema der Seminare ist zum Beispiel, typische
Krisenverläufe kennen zu lernen, um rechtzeitig und sinnvoll eingreifen zu
können. Oder die Frage, ob man wirklich effizient arbeitet. „Kann ich
Arbeitsblöcke bilden? Wie führe ich zielorientierte Telefongespräche? Wie lässt
sich die Arbeitswoche sinnvoll planen?“ Barbara Kathrein und die acht
Unternehmerinnen zumindest sind hoch effizient bei dem was sie tun.
INFO:
Das Coaching, das regelmäßig von den Landratsämtern
angeboten wird, umfasst drei ganze und drei halbe Tage in einem Zeitraum von
ungefähr einem Monat. Die Zahl der Teilnehmer ist begrenzt und es wird ein
Kostenbeitrag erhoben.
Infos und Anmeldung:
Landratsamt Alb-Donau-Kreis
Fachdienst Landwirtschaft
Antonia Heisler
Schillerstr. 30
89077 Ulm
Tel.: 0731 / 185-3122
Landratsamt Sigmaringen
Fachbereich Landwirtschaft
Melanie Becker
Winterlinger Str. 9
72488 Sigmaringen
Tel.: 07571 / 102-8640
E-Mail: melanie.becker@lrasig.de
Landratsamt Reutlingen
Kreislandwirtschaftsamt
Inke Meyer
Schillerstr. 40
72525 Münsingen
Tel.: 07381 / 9397-7390
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