Oder: Die Kunst, von allem etwas und dabei nicht alles falsch zu machen
Neulich schrieb ich an einem Artikel über die Gruppenhaltung von Sauen: „Direkt nach dem Absetzen werden die Sauen kurzzeitig in Kastenstände eingestallt, bis alle Tiere der Gruppe zur Rausche gekommen sind“ – ich muss noch dringend Windeln kaufen! „Sind die Sauen belegt, werden sie in die Gruppenhaltung überführt“ – die Zahnpasta für die Großen ist auch beinahe leer. „Die Abruffütterung ist ein System mit Waage, Anlernsteuerung und Ebererkennung“ – Wenn die Vorschulgruppe den Verkehrssicherheitstag hat, müssen wir aber pünktlich im Kindi sein!
So oder so ähnlich kreisen meine Gedanken, wenn ich arbeite. Und das ist manchmal wirklich ein Problem. Doch das Spiel geht auch anders herum. Oft stehe ich am Wickeltisch und in meinem Kopf formt sich die Einleitung zu meinem neuen Artikel. Oder ich schreibe innerlich an dem Exposé über ein Thema, das ich einem Magazin anbieten will, während ich den Apfel für den Nachmittagsbrei reibe. Warum auch nicht, wenn die Hände arbeiten, muss ja deshalb der Kopf nicht Pause machen. Blöd wird es, wenn ich meinem Kind die Hosen wieder angezogen habe und ernsthaft darüber nachdenken muss, ob die Windel, die sie jetzt trägt, tatsächlich eine frische ist. Oder wenn der Brei fertig ist und ich nicht mehr sagen kann, ob der Teelöffel Öl nun schon drin ist, oder nicht. Natürlich ist es toll, wenn eine berufstätige Mutter ihre Arbeit von Zuhause aus machen kann, aber es birgt eben auch die Gefahr, von allem etwas und dabei nichts richtig zu machen. Da heißt es: Konzentration! Und auf neudeutsch: Multitasking. Und genau das ist es, was Mütter in meinen Augen für leitende Positionen prädestiniert. Denn wer Kinder großgezogen hat und dabei sowohl Job als auch Haushalt managen konnte ist durch eine wahrlich harte Schule gegangen. Also, Chefs, macht euch bereit, dass ihr uns Mütter gewinnen könnt, wenn wir uns wieder auf dem Arbeitsmarkt anbieten. Und bis dahin bemühen ich mich, Haferbrei statt Wörterbrei zu kochen.
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