Der gläserne Schweinestall macht es möglich... |
Lehrerfortbildung für den „Lernort Bauernhof“ auf dem Linsenberghof in Bad Urach – Hengen
Heute sind die Rollen vertauscht: Die Lehrerinnen müssen still sein und zuhören, während Reinhard Wörz vom Linsenberghof erklärt, was in der Kinderstube seiner Schweine los ist. Doch das fällt den Pädagoginnen nicht schwer, so interessant ist es, dem Landwirt über die Schulter zu schauen.
Genau das – dem Landwirt über die Schulter schauen und verstehen, wo die Lebensmittel herkommen – ist das Ziel des Projekts „Lernort Bauernhof“, das im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württemberg vom Ministerium für Ländlichen Raum initiiert und von den Landkreisen umgesetzt wurde. Auch im Landkreis Reutlingen haben sich neun Betriebsleiter qualifizieren lassen und bieten in Kooperation mit dem Kreisbauernverband, dem Landfrauenverband und der Landesinitiative BeKi – Bewusste Kinderernährung – den Bauernhof als Lernort an.
...den Ferkeln ins Kinderzimmer zu schauen |
Beim Ortstermin in Hengen erleben die Pädagoginnen, wie so eine Unterrichtsstunde im „grünen Klassenzimmer aussehen könnte. Bei Familie Wörz dreht sich zum Beispiel alles ums Schwein. Der Besuch des Linsenberghofs ist also geeignet, wenn in der Schule das Thema Fleisch behandelt wird. Zunächst dürfen alle mal den Ferkeln ins Kinderzimmer schauen, bevor sie die Mastschweine und Zuchtsauen bestaunen – der gläserne Schweinestall macht das möglich. Während des Stallbesuchs erklärt der Betriebsleiter, wie Ferkelaufzucht funktioniert. Und die Fragen kommen dann von selbst: „Wie viele Ferkel sind das denn so pro Wurf?“ „Wie lange bleiben die Ferkel bei der Mutter?“ „Was macht der Eber?“ Oder: „Was und wie viel frisst ein Schwein?“ Reinhard Wörz freut sich, solche Fragen zu beantworten, er ist vom Konzept des Lernorts Bauernhof überzeugt. Seiner Meinung nach haben 95 Prozent der Verbraucher keine Ahnung, woher das Fleisch kommt, das sie essen und können dementsprechend ihre Nahrungsmittel überhaupt nicht wertschätzen.
Nach dem Stallbesuch kommt die BeKi-Fachfrau Irmgard Heilig zu Wort. So können die Teilnehmer das, was sie im Umgang mit Tieren und Natur erlebt und erfahren haben weiter vertiefen und mit allen Sinnen auch genießen. Mit allen Sinnen – das ist wortwörtlich gemeint. Bei den BeKi-Fachfrauen kann man hören und fühlen, Getreide mahlen, Äpfel in Spiralen schneiden, Butter schütteln und natürlich die leckeren Produkte auch riechen und schmecken. „Wir passen unser Programm den Schwerpunkten des Lehrplans an, wir sind da sehr flexibel“, erklärt die Fachfrau. Eines ist ihr wichtig: „Wir sind keine Ernährungsberaterinnen, unser Schwerpunkt liegt also nicht bei Allergien, Unverträglichkeiten oder Diäten. Wir geben Anregungen zur bewussten Kinderernährung und zur Ernährungserziehung. Wir möchten, dass Kinder Lebensmittel kennen und schätzen lernen.“
Auch für die Lehrerinnen bei der Fortbildung auf dem Linsenberghof ist so manche Erkenntnis neu und das Butter-Schütteln wird zum Höhepunkt des Tages. Vor allem auch, weil die selbst geschüttelte Butter beim abschließenden Vesper auf dem leckeren Bauernbrot von Andrea Wörz einfach besonders gut schmeckt.
Info:
Landratsamt Reutlingen
Kreislandwirtschaftsamt
Schillerstr. 40
72525 Münsingen
Telefon: 07381/9397-7341
E-Mail: Landwirtschaftsamt@Kreis-Reutlingen.de
Kreisbauernverband Reutlingen e.V.
Im Kirchtal 1
72525 Münsingen
Telefon: 07381/93893
E-Mail: reutlingen@lbv-bw.de
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