Gruppenhaltung von Sauen stellt neue Anforderungen an Halter und Stall

Im Rahmen einer Tagung des Arbeitskreises für Landwirtschaftliches Bauwesen (ALB) auf dem Unteren Lindenhof in Eningen stellte die Universität Hohenheim ihren neuen Versuchsstall für die Gruppenhaltung von Sauen vor.

Nach jahrelanger Planung sei es nun gelungen, den vielfältigen Herausforderungen, die an einen Versuchsstall gestellt seien, gerecht zu werden, erläuterte Daniel Herd vom Institut für Agrartechnik. Ein Versuchsstall der Uni ist eine öffentliche Einrichtung, die einerseits geeignet für unterschiedlichste Versuchsfragestellungen sein muss. Andererseits darf die Vergleichbarkeit mit kommerziellen Anlagen nicht verloren gehen. 
Der Stall auf dem Lindenhof in Eningen hat 80 bis 100 Plätzen für tragende Sauen, die in zwei getrennten Gruppen mit jeweils einer Abrufstation gehalten werden. Zudem stehen Besamungsboxen und mehreren Buchten für Eber, Jungsauen oder Problemtiere zur Verfügung. 
Direkt nach dem Absetzen kommen die Sauen kurzzeitig in Kastenstände, bis alle Sauen der Gruppe zur Rausche gekommen sind und belegt wurden. In kopfseitig angelegten Laufgängen kann ein Eber an diesen Sauen vorbeigeführt werden. Die Kastenstände können nach vorne geöffnet werden, damit die Sauen die Kastenstände leicht verlassen und zur Gruppenhaltung überführt werden können.
An die Außenseite des Stalles wurde ein überdachter Auslauf mit Stroheinstreu angebaut. Die Sauen werden nach dem Fressen in den Auslauf geleitet. Erst danach gelangen sie über einen separaten Eingang wieder in den Stall. Das verhindert das sofortige „Kreisen“ von dominanten Sauen vom Ausgang der Abrufstation direkt wieder zu deren Eingang. Die Abruffütterung ist ein System mit Waage, Anlernsteuerung und Ebererkennung. In dieser als „Rausche-Detektor“ bezeichneten Öffnung in der Wand zur Eberbucht ist eine Sensorerkennung installiert. Wenn die Sau oft und lange beim Eber verweilt, muss sie erneut auf Rausche kontrolliert werden. In jedem System sind zwei Futtersorten fütterbar. Um Fütterungsversuche durchführen zu können ist zudem jeweils ein Kleinmengendosierer installiert. In den Abrufstationen können die Tiere selektiert und farbmarkiert werden.
Die Lüftung ist mit drei Zuluftverteilern und zwei Abluftkaminen ausgestattet. Im Stall befindet sich ein Umluftventilator. Steigt die Stalltemperatur über ihr Soll, vergrößert der Zuluftkamin seine Öffnung. Mit dem direkt darunter installierten Umluftventilator kann dann die Zuluft mit der Stallluft vermischt werden. Die Heizung erfolgt über Deltarohre, die unter der Decke laufen und ist ebenfalls über die Stalltemperatur geregelt.
Fütterung und Lüftung sind konform mit dem Programm ISOagriNET, so dass die Wissenschaftler von ihrem Schreibtisch in Hohenheim aus Fütterung und Lüftung kontrollieren und steuern können.
Daniel Herd stellte noch in wenigen Sätzen das Projekt vor, das in den nächsten drei Jahren im neuen Stall laufen wird: Es soll ein System zur Verhaltens- und Gesundheitsüberwachung entwickelt werden, in dem die soziale Rangordnung, die Futter- und Wasseraufnahme sowie Bewegungsmuster der Sauen erfasst werden, um ein Programm zu entwickeln, das dem Landwirt Managementhilfen geben soll.

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